In Winter is coming … oder so. Teil 1 habe ich euch ja schon gezeigt, wie man „unten rum“ nicht friert wenn man bei den aktuellen Temperaturen draussen sein will. Für oben rum ist es ja gar nicht so schwer einen Schnitt zu finden. Das schwere daran ist eher, dass man sich nicht entscheiden kann welchen Schnitt und vor allem, welchen hübschen Stoff man nehmen soll. Nadine von Alles für Selbermacher hatte im August in ihrer Instastory einen super geilen Regenbogensoftshell gezeigt. Regenbogenstoff geht bei mir absolut immer. Ich steh einfach drauf. Und nachdem im Winter sowieso immer alle mit gedeckten Farben herumlaufen passt so ein knalliger Stoff perfekt für mich.
Was man aber auf keinen Fall machen soll, wenn Nadine so etwas in einer Story zeigt? Auf keinen, absolut keinen Fall soll man bis nächsten Tag am Nachmittag warten mit der Bestellung. Dann ist der Stoff nämlich bereits ausverkauft. Gefunden habe ich ihn dann aber bei Stoffwelten. Yay!
Auf der Suche nach geeigneten Schnittmustern kam mir sofort der Wind und Wetter Parka von Lotte&Ludwig in den Sinn. Der stand ja schon sehr lange auf meiner Liste. Zusätzlich habe ich auch die Erweiterung für die Zip-In Jacke. Ich mag ja Jacken, die man das ganze Jahr über tragen kann. Mittlerweile ist es ja so, dass wir wenige Tage im Jahr haben wo es tatsächlich super kalt ist. Und für die paar Tage wo ich wirklich eine super warme Jacke brauchen könnte, will ich eigentlich keine eigene Jacke haben.
Eine variable Jacke ist somit genau das richtige für mich. Noch dazu eine die noch nicht ganz Mantel, aber auch nicht kurz wie eine Jacke ist. Das einzige Problem an dem Schnittmuster: Die Wintervariante geht nur bis Größe 48 und einem Brustumfang von 117cm. Das Gute, in der Anleitung wird für den Körper und die Ärmel schön erklärt, wie man alles vergrößern kann, falls man sich nicht sicher ist. Nun gut, ich war mir nicht sicher. Bevor ich den schönen Softshell anschneide habe ich mir allerdings die Zip-In Jacke inkl. der Vergrößerungen aus passendem Fleece genäht.
Die Fleecejacke ist minimal zu groß geworden. Wahrscheinlich wegen meinen Anpassungen. Es fällt aber nicht so schlimm ins Gewicht weil man sie somit als eigenständige Jacke für kühle Tage, als auch unter der Softshelljacke verwenden kann. Für mich persönlich hätten die Ärmel noch eine spur länger sein können. So bald ich mich strecke hab ich sie zu weit oben. Das ist aber sicher reine Geschmackssache. Aber sie ist sogar so toll, dass man sie als Bademantelersatz tragen kann. Oder, wenn man schnell mal den Müll raus tragen muss und sich nichts anziehen will.
Das einzige Problem an der Jacke (und eigentlich an allen Jackenschnitten die ich bis jetzt genäht habe) ist die Kapuze. Wieso sind Kapuzen immer so Groß designed? Was macht man mit so einer Kapuze, außer sie für Dekozwecke immer am Rücken zu haben. Ich verstehe, dass man Schnitte für die breite Masse einfach halten will, aber so bringt es sich doch auch irgendwie nichts. Das heißt: das nächste Mal muss ich die Kapuze ändern damit ich eine Kordel einziehen kann. So ist sie nämlich sehr schlecht zu verwenden.
Hier sieht man recht gut, dass man sie festhalten muss. Wer schon mal in Island oder im Herbst am Meer war wird wissen, dass dort immer ein Wind geht.
Nichtsdestotrotz ist die Jacke für Temperaturen zwischen 3-7 Grad super angenehm zu tragen wenn man nicht Ewigkeiten draussen ist. Theoretisch kann man die Jacke füttern, allerdings reicht mir bei Fleece eine Lage und deswegen habe ich mich dafür entschieden alles mit Schrägband einzufassen. Huiuiuiuiui. Das sollte ich noch üben. Zumindest an den Enden habe ich immer wieder meine Probleme das es sauber aussieht.
Nach dem Test mit der Fleecejacke war ich dann so mutig und habe mir die Aussenjacke ohne den zusätzlichen Größenzugaben genäht. Nicht nur weil ich faul war sondern auch weil ich dann doch etwas Zeitdruck hatte damit ich eine neue Jacke im Urlaub habe. Nachdem die Größen der Aussen- und Innenjacke aber unterschiedlich waren (und ich definitiv zu faul war), habe ich dann auf die Zip-In Variante verzichtet. Schließlich kann man die Fleecejacke noch immer drunter anziehen, auch ohne einzippen. Wofür ich nicht zu faul war ist die Anleitung von Seemannsgarn. Sie erklärt in einem WWP Sewalong wie sie zusätzlich zu der aufgesetzten Tasche eine Variante daraus macht, wo man die Hände seitlich einstecken kann. Ursprünglich wollte ich die Fleecesseite der aufgesetzten Tasche aussen machen damit ich es bei den Eingriffstaschen auf der Innenseite ein bisschen flauschig habe. Denkfehler sei Dank habe ich es natürlich nicht geschafft, aber ok. So kann wenigstens das Wasser ohne Probleme wieder rauslaufen, falls es mal so schlimm regnen soll. Was sich daheim noch als super bewiesen hat war die Position der Tasche. Draussen stellte sich dann raus, dass sie zu wenig Schräg angebracht ist und durch das dicke Material etwas klein ausfällt. Das liegt garantiert daran, dass Softshell doch sehr dick ist und wenn man da jetzt 2 Lagen hat wird die Tasche natürlich etwas kleiner als wenn ein dünnes Material verwendet wird. Für „ich steck mal schnell die Finger irgendwo hin“ reicht es aber alle mal. Ich kann euch aber sagen, dass ich bei der aufgesetzten Tasche schon sehr viel geflucht habe weil bei den Ecken schon sehr viel Stoff gehabt der sich absolut nicht bewegen wollte.
Wie man sieht treffen bei den Ecken hier doch einige Lagen zusammen. Überlegt man sich also die aufgesetzte Tasche bei einer Softshelljacke zu nähen, sollte man sich ev. überlegen die Taschen aus einem anderen Material zu machen.
Nachdem die Tasche ja eigentlich einlagig ist und ich nicht zusätzlich noch alles umschlagen wollte bzw. das bei der Klappe gar nicht geht, habe ich mir dafür entschieden, alles mit Schrägband einzufassen. Gut, genauer darf man auf der Rückseite natürlich nicht schauen, aber dorthin schaut man sowieso nicht. Kennt jemand irgendwelche Tricks wie man das schöner hinbekommt?
Wegen Faulheit mussten die Belege dann auch Schrägbändern weichen, dafür habe ich aber Reflektorpaspeln beim Saum und bei der Kapuze eingearbeitet. Auch wenn die Jacke doch recht hell ist, ich steh auf Reflektorzeugs. Sonst habe ich nur noch die Taillenkordel innen genäht und nicht aussen. Würde ich so wohl auch nicht mehr machen.
Irgendwas hat mich bei den aufgesetzten Tunnelzügen der Beispiele gestört, ich kann aber nicht genau sagen was es war. Wahrscheinlich weil er, aus Softshell, dann doch etwas aufträgt. Den nächsten würde ich aber trotzdem aufgesetzt nähen. An was ich nicht gedacht habe ist, dass es eine Jacke für die kalten Tage ist. Zusätzlich kann es aber an den kalten Tagen auch regnen. Nähte kann man abdichten, aber was macht man mit einem Ösenloch, wo die Kordel durchgesteckt wird. Reinstes Facepalm. Ich kann aber aus Erfahrung sagen, dass ich noch nie so wirklich nass geworden bin, dass innen nasse Flecken waren. Und ich möchte betonen, dass ich direkt vor einem reissenden Wasserfall gestanden bin. Außer den Haaren war hier nur der Softshell aussen feucht. Das Wasser ist direkt abgeperlt.
Als Kordel habe ich meinen Fundus der letzten Erotikshopausbeute geplündert. Erotikshop? Jup. Einer der Tipps in der Nähszene. Man kauft sich einfach Bondageseile im Erotikshop. Die sind weich, super lang und super dick. Außerdem kosten sie nur einen Bruchteil von klassischen Kordeln. Was man aber beachten muss ist, dass sie 8mm dick sind. Dafür kriegt man nur leider selten bis gar keine Kordelstopper.
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Bei meiner Fleeceversion waren mir die Ärmel eine spur zu kurz. Meine persönliche Wohlfühllänge sind ein paar cm mehr als üblich weil ich es gerne auch über die Hand ziehe ohne dass gleich das ganze Oberteil folgt. Mit der Softshelljacke war mir von Haus aus klar, dass ich versteckte Bündchen haben wollte (seit ich diese Möglichkeit kenne kommt bei mir keine Jacke mehr ohne versteckte Bündchen ins Haus). Passend zum Schrägband habe ich mich für violette Bündchen entschieden. Ich hätte auch hellblaue, wie die Kordel, nehmen können aber das kam mir dann zu Babyblau vor.
Eins der Probleme des Schnittes sind die Ärmel. Ich dachte zuerst, dass es an mir liegt, weil ich immer breitere Ärmel benötige, aber das Problem haben laut Facebook Gruppensuche doch einige. Offenbar sind bei vielen Näherinnen die Ärmel zu eng. Ich würde jetzt nicht gerade sagen, dass sie ganz knapp sind, aber Bewegungsfreiheit ist auch nicht gar so viel gegeben. Zieht man die Jacke an, dann wird es knapp wenn man einen Pullover drunter tragen will, aber es ist noch halbwegs verkraftbar. Das größere Problem besteht darin, dass man selbst ohne Pulli merkt, dass die Jacke bei jeder Handbewegung mitgeht und wenig Spielraum hat. Angeblich kann man das ganz einfach beheben indem man der Anleitung zum vergrößern des Ärmels folgt. Nachdem ich das Problem bei der Fleecejacke nicht gemerkt habe muss da wohl auch etwas dran sein.
Wie auch schon bei der Fleecejacke finde ich auch hier die Kapuze fast übertrieben groß. Auch hier würde eine Kordel überhaupt nicht stören weil auch diese Kapuze bei jedem Wind einfach vom Kopf geweht wird und somit so gut wie keine Funktion hat.
Figurschmeißler ist die Jacke aus Softshell eher nicht, die Ärmel könnten von Haus aus etwas breiter im Schnitt sein, die Kapuze etwas kleiner und dafür mit Kordelzug und beim Nähen verflucht man die eine oder andere Stelle auf jeden Fall weil es doch etwas fummelig werden kann. Ich mag es aber, dass es geteilte Ärmel sind weil man dadurch auch andere farbliche Gestaltungsmöglichkeiten hat und auch die unterschiedlichen Taschenmöglichkeiten und die Zip-In Idee finde ich super. So kann man sich tatsächlich eine Aussenjacke nähen die man das ganze Jahr über tragen kann und alternativ dazu noch eine Innenjacke die dann später als Futter reingezippt werden kann. Vom Stoff brauchen wir erst gar nicht reden. Dass der hammergeil ist sieht man ja auf den Bildern. Haha.
In Island habe ich die Jacke auf jeden Fall gerne getragen und absolut nicht gefroren. Als wir bei -4 Grad Nordlichter fotografiert haben bin ich dann nur deswegen wieder ins Haus zurück weil mir an den nicht bedeckten Stellen kalt wurde. Auch neben, bei, hinter den Wasserfällen war die Jacke perfekt und nichts ist durchgegangen. Wer schon mal in Island war weiß wie schwer es ist, dort nicht nass zu werden.
Aber jetzt bekommt ihr noch eine Bilderflut von der Jacke. Die Hose ist übrigens noch immer die Pamina aus dem ersten Teil der Winter is coming Serie.